Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Haren

Geschrieben am 15.04.2025
von hg


Harens Bürgermeister Markus Honnigfort begrüßt alle Anwesenden.


Die deutsch-polnische Geschichte von Haren/Maczków steht im Zentrum der Veranstaltung.

Am 12. April 1945, vor genau 80 Jahren, wurde das Kriegsgefangenenlager Oberlangen von den Soldaten der Ersten Polnischen Panzerdivision befreit. Dort trafen die Soldaten auf über 1700 Frauen-Soldatinnen, Angehörige der Armia Krajowa (Heimatarmee) und Teilnehmerinnen am Warschauer Aufstand. Dieser Jahrestag wurde zum Anlass genommen, eine Gedenkveranstaltung mit internationalen Gästen aus Polen, England, Belgien und den Niederlanden zu veranstalten. Prof. Dr. Rüdiger Ritter, Leiter des Dokumentationszentrum Haren/Maczków, hielt dazu einen Vortrag im Harener Rathaus.

 



Die internationalen Gäste besichtigen die Inselmühle.



Prof. Dr. Rüdiger Ritter berichtet in seinem Vortrag von der Befreiung des Lagers Oberlangen und der Entstehung von Haren/Maczków.


Der Tag begann mit einer Besichtigung der Inselmühle, dem Haus der Harener Geschichte. Dort konnten sich die Gäste selbst ein erstes Bild von der deutsch-polnischen Nachkriegsgeschichte Harens machen. Anschließend begrüßte Bürgermeister Markus Honnigfort die Besucherinnen und Besucher im Rathaus. „Es ist uns eine besondere Ehre Marek Prawda, den Staatssekretär im polnischen Außenministerium, hier bei uns willkommen zu heißen. Sein Besuch zeigt, dass wir mit unserer Entscheidung, die deutsch-polnische Geschichte von Haren/Maczków aufzuarbeiten, den richtigen Weg eingeschlagen haben“, so Honnigfort. „Die Ausstellung in der Inselmühle stellt die Geschichte jeweils dar - aus deutscher und aus polnischer Perspektive - dies ist besonders wichtig für das gegenseitige Verständnis.“

 



In der vordersten Reihe verfolgen die Ehrengäste den Vortrag über die Befreiung des Lagers Oberlangen (v.r.): Hanna Kanieska, vom Zentrum Oberlangen, Karolina Maczek-Skillen, Enkelin von General Stanisław Maczek, Divisionsgeneral Piotr Fajkowski, Kommandeur der 11. Lubuszer Panzerkavallerdivision aus Żagań, Staatsekretär im polnischen Außenministerium Marek Prawda, Markus Honnigfort, Bürgermeister der Stadt Haren (Ems), Prof. Krzysztof Ruchniewicz, Bevollmächtigter des polnischen Außenministeriums für die deutsch-polnische Zusammenarbeit und Paweł Jaworski, Generalkonsul der Republik Polen in Hamburg.


Neben Generalkonsul Jaworski konnte die Stadt weitere hochrangige Gäste begrüßen: Marek Prawda, Staatssekretär im polnischen Außenministerium, sowie Professor Krzysztof Ruchniewicz, Beauftragter für die deutsch-polnische Zusammenarbeit. Auch Hanna Kanieska vom Zentrum Oberlangen sowie Karolina Maczk-Skillen, Enkelin von General Stanisław Maczek – dem Namensgeber von Maczków – waren unter den Ehrengästen.


In seinem Vortrag zeichnete Prof. Dr. Ritter die Geschichte der Frauen im Lager Oberlangen nach. Er berichtete, wie sie ins Lager gelangten, wie der Alltag dort aussah – und wie sie selbst unter schwierigen Bedingungen eine stabile Lagerorganisation aufbauen konnten. Diese Struktur wurde nach der Befreiung zur Grundlage für die Verwaltung in Maczków. Die Stadt, die zwischenzeitlich aus dem deutschen Haren entstand, wurde zunächst überwiegend von Frauen geführt – organisiert in Sachreferaten. An der Spitze jedes Referats stand jedoch ein männlicher Panzersoldat. Diese Übergangsverwaltung bestand bis zur ersten Bürgermeisterwahl 1946.

 

Ritter schilderte auch, wie schwierig es war, die nötigen Informationen für seinen Vortrag zusammenzutragen. Fast ausschließlich polnische Literatur stand ihm zur Verfügung – in Deutschland ist das Thema weitgehend unbekannt. „Gerade deshalb ist unser Dokumentations- und Begegnungszentrum so wichtig. Wir wollen Brücken bauen – über das gegenseitige Nichtwissen hinweg. Denn Unwissen führt zu Unverständnis. Gegenseitiges Interesse dagegen ist die Grundlage für Sympathie und gute Beziehungen“, schloss er seinen Vortrag ab.

 

Abschließend richtete der Staatssekretär Marek Prawda das Wort an die Anwesenden. Er betonte, wie wichtig es sei, die Geschichte aus beiden Perspektiven zu betrachten. Denn Versöhnung beginne damit, einander zuzuhören, auch wenn es schwerfällt die eigene Sichtweise zu verlassen. Nur so sei es Polen und Deutschland möglich den heutigen Gefahren von außen gemeinsam standzuhalten

 

Im Anschluss ging es weiter nach Oberlangen, um mit einer Kranzniederlegung die Befreiung des Lagers vor 80 Jahren zu erinnern.