Die niedersächsische Küstenregion, die sich vom Emsland an der niederländischen Grenze über die Nordseeküste bis zur Elbmündung bei Stade und Cuxhaven erstreckt, hat einen entscheidenden Schritt in Richtung klimaneutrale Industriepolitik unternommen.
Am Mittwoch übergab Ministerin für Europa und Regionale Landesentwicklung, Melanie Walter, in der Landesvertretung Niedersachsen in Brüssel den offiziellen Antrag zur Anerkennung als „Net-Zero Valley“. Dieser Antrag zielt darauf ab, die Region als herausragenden Modellstandort für die klimaneutrale industrielle Transformation in Europa zu etablieren.
Ein breites Bündnis für eine grüne Zukunft
Der Antrag „NetZero Nordwest Deutschland“ basiert auf dem europäischen „Net Zero Industry Act“ (NZIA) und verfolgt das Ziel, die niedersächsische Küstenregion zu einem bevorzugten Standort für die Entwicklung, Produktion und Anwendung von Netto-Null-Technologien zu machen. Ein starkes Bündnis aus Landkreisen, Städten, Kammern und Landesbehörden hat sich zusammengeschlossen, um diesen ehrgeizigen Ansatz tatkräftig zu unterstützen. „Wo andere noch planen, machen wir den ersten Schritt in Richtung Umsetzung. Es ist folgerichtig, diese Region zu einem europäischen Modellraum für industrielle Transformation zu machen. Der heute übergebene Antrag ist ein Beitrag dazu, das europäische Versprechen auf Zusammenhalt, Fortschritt und Wohlstand einzulösen“, erklärte Ministerin Walter.
Formeller Prüfprozess und Vorteile eines „Net-Zero Valley“-Status
Der Antrag wird nun einem formellen Prüfprozess unterzogen, der zur Anerkennung durch die Landesregierung führen kann. Ein Status als „Net-Zero Valley“ würde der Region zahlreiche Vorteile bieten: Dazu gehören beschleunigte Genehmigungsverfahren, potenzielle EU-Fördermittel und ein kreisübergreifendes Standortmarketing.
Aktive Region mit konkreten Klimazielen
In Bezug auf die Realisierung konkreter Klimaziele zählt die Küstenregion bereits heute zu den aktivsten in Europa. Mit über 90 identifizierten Potenzialflächen auf rund 6.400 Hektar und insgesamt 155 Netto-Null-Projekten umfasst der Antrag ein beeindruckendes Investitionsvolumen von etwa 35 Milliarden Euro. Die strategischen Ziele sind klar definiert: Der Aufbau industrieller Cluster in sechs prioritären Technologiefeldern – darunter Wasserstoff, Windkraft, Solarenergie, Batterien und Stromnetze – sowie die gezielte Schließung regionaler Wertschöpfungsketten.
Innovationskraft und Ausbildung als Standortvorteil
Die Region profitiert von ihrer Nähe zu grünem Strom, starken Häfen und einer soliden industriellen Basis. Zudem ist die Wissens- und Bildungslandschaft leistungsfähig: Über 40 Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen mit Bezug zu Netto-Null-Technologien stärken sowohl die Innovation als auch die Entwicklung von Fachkräften.
Zusammenhalt bringt Fortschritt
„Dieser Antrag zeigt, dass die Region gemeinsam an einem Strang zieht. Was hier vorgelegt wird, ist nicht nur eine Strategie, sondern eine umsetzungsreife Roadmap – getragen von einer funktionierenden Struktur, von konkreten Projekten und einem klaren Zukunftsbild“, unterstrich der Landesbeauftragte Nikolaus Jansen beim Überreichen des Antrags.
Die Erstellung des Antrags wurde vom Amt für regionale Landesentwicklung Weser-Ems koordiniert und in enger Zusammenarbeit mit diversen Partner*innen, darunter repräsentative Mitglieder des Amts für regionale Landesentwicklung Lüneburg, zahlreiche Landkreise sowie die Städte Emden, Wilhelmshaven, Oldenburg, Cuxhaven und Stade, durchgeführt. Auch die regionalen Industrie- und Handelskammern waren an dem Prozess beteiligt. Der Antrag basiert auf einem umfassenden Maßnahmenplan, der 31 konkrete Einzelmaßnahmen in neun Bereichen beinhaltet, darunter Flächenentwicklung, Fachkräftesicherung und Innovationsförderung. Dieser Plan verbindet überregionale Ziele mit einer starken regionalen Ausrichtung.
Die niedersächsische Küstenregion hat große Ambitionen und präsentiert sich als Vorreiter in der Umsetzung klimaneutraler industrieller Prozesse. Mit dem Antrag auf Anerkennung als „Net-Zero Valley“ setzen die Akteur*innen der Region ein starkes Zeichen für eine nachhaltige Zukunft in der Industrie.