Der Glasmacher

Geschrieben am 15.09.2023
Luise Schulte-Jerchel

„Der Glaser wirft die Scheiben ein und sagt: Da muss ne Neue rein“, haben wir früher als Kinder gesungen. Einer der wohl ersten Glasmacher hier in Haren war Gerhardus Cloppenburg. Geboren 1767 in Cloppenburg. Ab 1824 übte er in Haren sein Handwerk aus.



Die Glasfabrik Leerdam fertigt ein kristallenes Tafelservice für die Hochzeit von Prinzessin Elizabeth und Leutnant Philip Mountbatten an, das von der niederländischen Regierung als Hochzeitsgeschenk überreicht wird. (Quelle: Fotocollectie Anefo via wikipedia)

Fensterglas war für die allermeisten Bürger und Bauern noch viel zu teuer, aber setzte sich nach und nach durch. Gebrauchsgegenstände wie Trink- oder Lampengläser, mussten ständig erneuert werden, weil sie schnell einmal zu Bruch gingen.

Um eine Erlaubnis für sein Gewerbe zu bekommen, musste der Glasmacher einen Vertrag mit dem jeweiligen Grundherrn abschließen. Diese Erlaubnis beschränkte sich auf maximal 20 Jahre. Der Grund dafür war, dass der Glasmacher Unmengen an Holz hauptsächlich Buche, für die Befeuerung seiner Waldglashütte benötigte. Längeres Abholzen hätte den Waldbestand gefährlich werden können. War sein Vertrag ausgelaufen, musste der Glasmacher sich um einen neuen Betriebsort kümmern. Dies war fast immer mit einem Umzug in ein neues Gebiet verbunden. Der Glasmacher war auf die Mitarbeit von bis zu 60 Männern angewiesen. Baumfäller, Einschürer oder angelernte Kräfte waren bei ihm beschäftigt.

Die Arbeit an den Brennöfen war nicht gerade gesundheitsfördernd. Staub und Hitze begünstigten Tuberkulose und andere Atemwegserkrankungen. Verbrennungen waren ihnen bestimmt nicht fremd. Die Glasmacher waren eine eingeschworene Gemeinschaft. Sie hüteten das Geheimnis ihrer Zusammensetzung von Quarzsand, Soda und Kalk aus dem sie das Glas herstellten sehr streng. Es war ihr Betriebsgeheimnis. Mithilfe einer Glasmacherpfeife entnahmen sie dem Ofen glühend heiße Klumpen, die sie durch geschicktes Drehen und Ziehen in die gewünschte Form brachten. Eine Kunst, die erst durch langes Üben erlernt werden konnte.

Gerhardus Cloppenburg heiratete im Jahre 1790 die Harenerin Henrica Bijas. Seine Söhne Jan Peter und Johannes Franziskus erlernten ebenfalls das Glasmacherhandwerk. Der 1794 geborene Sohn Geradus Cloppenburg wurde Schiffer oder Püntker wie sie hier genannt wurden. Im März 1836 verstarb Gerhardus Cloppenburg im Alter von 68 Jahren in Haren. Viele Nachkommen hielten die Familientradition aufrecht und wurden Glasmacher, Glaser und Anstreicher. Der Urenkel Timotheus Cloppenburg war 1917 bereits Malermeister in Haren. Das Geschäft befand sich in der Langen Straße, in dem sich heute ein Frisörgeschäft befindet.

Glasmacher verheirateten ihre Söhne und Töchter nur zu gerne mit anderen Glasmacher- oder Handwerkerfamilien. Wenn die Kinder nach Auswärts heirateten hielten sie immer noch Kontakt nach Haren und in kommenden Generationen fanden Hochzeiten von ihnen mit Harener Bräuten oder Bräutigamen statt.