Künstlerische Auseinandersetzung mit dem Atem: Interdisziplinäre Ausstellung „beyond breath“ in der Kunsthalle Lingen

Geschrieben am 05.03.2025
von Elisabeth Tondera

Atem ist Leben. Dieses Prinzip liegt der interdisziplinären Ausstellung „beyond breath“ („jenseits des Atems“) zugrunde, mit der die Kunsthalle Lingen das Ausstellungsjahr eröffnet hat. Das einzigartige Projekt, das Grenzen zwischen bildender und darstellender Kunst auflöst, ist ein Gemeinschaftswerk von Leo Marielle Amsbeck, Lisa Bülow, Friederike Klodwig, Remco de Kluizenaar und Ansgar Silies.


„Das Projekt bildet einen passenden Auftakt zu einem Ausstellungsjahr, in dem die Kunsthalle Lingen den einhundertsten Geburtstag von Harry Kramer feiert, der Frisör und auch Tänzer und Theatermacher war. Klang, Malerei, bewegtes Bild und Tanz greifen ineinander und ergänzen sich zu einem Fest für viele Sinne“, sagte Winfried Reiprich vom Vorstand des Kunstvereins in seiner Begrüßung zur Eröffnung der Ausstellung, die auf sehr großes Interesse stieß. In dem großen Raum der Kunsthalle gab es kaum ein Durchkommen. Der zweite Bürgermeister der Stadt Lingen Werner Hartke bemerkte: „Es ist eine besondere Ausstellung, die sicherlich auch dem Fakt Rechnung trägt, dass unsere Stadt Lingen (Ems) in diesem Jahr 1050-jähriges Jubiläum feiert.“



Direktorin der Kunsthalle stellt die Künstlerinnen und Künstler vor (von links): Leo Marielle Amsbeck, Friederike Klodwig, Remco de Kluizenaar, Ansgar Silies sowie die Tänzerinnen Isabel Bernhard und Sarah Bernhard.

Über die Bedeutung des Atems für alles Lebendige und für den „Austausch mit unserer Umwelt – Austausch zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Lebewesen“ sprach die Direktorin der Kunsthalle Meike Behm in ihrer Einführung in die Ausstellung. „Leben heißt: atmen und im eigenen Atem die gesamte Materie der Welt umfassen“, zitierte sie den italienischen Philosophen Emanuele Coccia. Nach ihren Worten basiert die eigens für die installative Performance „beyond breath“ entstandene raumgreifende Landschaft aus Sound, Videokunst und Bewegung auf einer engen Zusammenarbeit der oben genannten Künstlerinnen und Künstler. „Alles wurde gemeinsam entwickelt und gestaltet“, betonte Meike Behm und führte aus: „Beim Rundgang durch die Ausstellung begegnen uns Bilder, Objekte und Installationen, die inhaltlich rund um die Themen Durchdringung, Netzwerk, Atmen und Partikel kreisen.“ Dazu gehören Papierbilder unter dem Titel „24mal ausatmen“, die während der Ausatmung von Seifenblasen entstanden sind, Bildschirme mit Filmsequenzen, die bewegte durchsichtige Objekte und Bewegungen der Tänzerinnen und Tänzer zeigen, mit Luft gefüllte, miteinander verbundene Objekte, die zu atmen scheinen, und weitere Arbeiten, die sich teilweise bewegen und ein Geflecht aus Klängen und Geräuschen erzeugen. Nach dem Rundgang kann man sich auf einer Bank zwischen lebendigen, atmenden Pflanzen (Farnen) erholen. „Auf interdisziplinäre Weise kreist ‚beyond breath‘ rund um den Aspekt des Atems und eröffnet Denk- und Gefühlsräume jenseits des Atmens oder auch über den Atem hinaus“, so die Direktorin der Kunsthalle.


Beeindruckend sind all die Aspekte in der Live-Performance mit Leo Marielle Amsbeck, Friederike Klodwig, Remco de Kluizenaar, Ansgar Silies, Isabel Bernhard und Sarah Bernhard zum Ausdruck gekommen, die im Anschluss an die Einführung in die Ausstellung präsentiert wurde. In einer experimentellen Auseinandersetzung mit den Ausstellungsobjekten verbanden sich Atem, Bewegung und Musik zu einem spannenden Mehrklang.



Eine Installation mit dem niederländischen Titel „Bries“ (Brise). Sie vermittelt ein tonal wahrnehmbares Ein- und Ausatmen.

Unterstützt wurde die Ausstellung von der Johann-Alexander-Wisniewsky Stiftung, der HEH Essmann Stiftung, der Lingener Bürgerstiftung, Klaas Management, dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, dem Landkreis Emsland, der Stadt Lingen und der Kulturstiftung Heinrich Kampmann.