Cybergefahren im Kinderzimmer: Experten geben wertvolle Tipps

Geschrieben am 21.11.2025
von hg


Eltern am Gymnasium Haren bekamen konkrete Hilfen für den digitalen Alltag

Wie schützen wir unsere Kinder in einer Welt, in der Smartphone, Messenger und KI längst zum Alltag gehören? Diese Frage bewegt viele Familien und lockte am Montagabend zahlreiche Eltern in das Forum des Schulzentrums Haren. Bereits zum zweiten Mal hatte das Gymnasium Haren zu einem Informationsabend rund um das Thema „Cybersecurity – wie schütze ich mich und meine Kinder im Internet“ eingeladen. Die große Resonanz zeigte: Die digitale Erziehung ist zu einer Kernaufgabe moderner Elternschaft geworden.

Digitale Herausforderungen wachsen – und damit der Aufklärungsbedarf

Polizeihauptkommissar Hartmut Bruns von der Polizei Meppen machte gleich zu Beginn deutlich, wie schnell sich digitale Risiken verändern. Während Kinder heute oft schon in der Grundschule ihr erstes Smartphone nutzen, seien viele Eltern mit der Dynamik sozialer Netzwerke und Kommunikationsplattformen wenig vertraut. Bruns schilderte eindrücklich, wie vermeintlich harmlose „Challenges“ Jugendliche zu gefährlichen Mutproben verleiten können. Auch warnte er davor, wie professionell Täter beim Cybergrooming vorgehen, wenn sie gezielt Kontakt zu Minderjährigen suchen.

Sein Rat war ebenso klar wie praxisnah: Gemeinsam Regeln vereinbaren, Geräte ab und zu beiseitelegen und keine Scheu haben, das Smartphone nachts aus dem Kinderzimmer zu verbannen. „Es geht nicht darum, Smartphones einzukassieren“, betonte Bruns. Vielmehr ginge es darum die Risiken zu kennen und Kinder vertrauensvoll zu stärken.

Cybersicherheit beginnt zuhause

Im zweiten Teil des Abends rückte die technische Seite der Gefahren in den Fokus. Sascha Bolmer, Geschäftsführer des IT-Sicherheitsdienstleisters Alphasolid, räumte zunächst mit einem oft gehörten Mythos auf: Selbst „Einmalansichten“ von Fotos in Messengern wie Snapchat oder WhatsApp seien keineswegs sicher. „Alles, was angezeigt wird, kann grundsätzlich abgegriffen oder gespeichert werden“, warnte Bolmer und forderte Eltern auf, mit ihren Kindern offen über Risiken zu sprechen.

Weitere Kernpunkte seines Vortrags: starke, einzigartige Passwörter statt leicht zu erratender Merksätze, regelmäßige Updates auf allen Geräten und das frühzeitige Bewusstsein dafür, wie persönliche Daten im Netz zirkulieren. Zudem zeigte Bolmer auf, wie massiv Künstliche Intelligenz Sicherheitssysteme beeinflusst. Sie könne ein Werkzeug der Verteidigung, aber ebenso ein Hebel für Manipulation, Identitätsdiebstahl oder täuschend echte Fälschungen sein. „Gerade Jugendliche müssen lernen, Inhalte mit gesundem Menschverstand zu hinterfragen“, so Bolmer. Am darauffolgenden Tag knüpfte der Experte an diese Themen an und arbeitete in mehreren Workshops mit den Jahrgängen 7 und 8, in denen er gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern praxisnah vertiefte, wie man sich sicher im digitalen Raum bewegt.

Schule als Partner im digitalen Wandel

Für das Gymnasium Haren ist der Elternabend mehr als eine punktuelle Informationsveranstaltung. „Medienbildung gehört inzwischen zu den zentralen Aufgaben von Schule“, betonte der stellvertretende Schulleiter Matthias Frank zum Abschluss. Der offene Austausch mit Eltern sei dabei unverzichtbar. „Wir können diesen Prozess nur gemeinsam gestalten – tauschen Sie sich aus und unterstützen Sie sich gegenseitig.“

Dass sich viele Eltern lange nach Ende der Vorträge noch mit den Experten austauschten, zeigt: Die Fragen sind zahlreich, der Wunsch nach Orientierung groß. In einer Zeit, in der digitale Technologien nahezu jeden Lebensbereich verändern, wächst der Bedarf an verlässlicher Prävention.

Der Abend am Gymnasium Haren machte eindrucksvoll deutlich, wie wichtig es ist, Kinder und Jugendliche frühzeitig für Gefahren im Netz zu sensibilisieren und ihnen gleichzeitig die Chancen digitaler Medien aufzuzeigen. Vor allem aber zeigte er: Aufklärung wirkt, wenn sie praxisnah, aktuell und mit engagierten Partnern stattfindet.

Dr. Raphael Wess, Koordinator für Digitalität am Gymnasium Haren