Viele Unternehmen in der Wirtschaftsregion Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim sehen sich mit einem akuten Mangel an geeigneten Fachkräften konfrontiert. Stephan Soldanski, Vorsitzender der Arbeitnehmervertreter des IHK-Berufsbildungsausschusses, und Wolfgang Paus, Vorsitzender der Arbeitgebervertreter, äußerten bei einer Sitzung des Gremiums in der Emco Group in Lingen die Besorgnis über diese Situation: „Für die Betriebe wird es immer schwieriger, ihren Fachkräftenachwuchs über die Ausbildung zu gewinnen. Der demografische Wandel belastet den Ausbildungsmarkt. Wir müssen gemeinsam alles daransetzen, damit junge Menschen die für sie jeweils beste Bildung erhalten.“
Die Mitglieder des IHK-Berufsbildungsausschusses informieren sich bei der Emco Group in Lingen (Bildquelle: Sören Menke, Emco Group).
Ursachen der Fachkräftelücke
Reinhard Greß, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Nordhorn, verdeutlichte die Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Arbeitsmarkt in Niedersachsen. Er wies auf die Differenz zwischen der Anzahl der in Rente gehenden sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und der Anzahl der nachrückenden 23- bis 27-Jährigen hin: „Bereits kommendes Jahr fehlen uns 5.000 Personen. Bis 2030 wird diese Zahl auf 36.000 Personen anwachsen.“ Im Bezirk der Agentur für Arbeit Nordhorn gab es im August 2024 etwa 150 unversorgte Ausbildungsbewerber:innen, während rund 1.730 Ausbildungsstellen unbesetzt blieben.
Herausforderungen durch den digitalen Wandel
Die betriebliche Ausbildung sieht sich zusätzlich Herausforderungen durch den digitalen Wandel gegenüber. Um diese Veränderungen wissenschaftlich zu analysieren, wird an der Universität Osnabrück eine Stiftungsprofessur „Berufs- und Wirtschaftspädagogik mit dem Schwerpunkt Berufliche Aus- und Weiterbildung im digitalen Wandel“ gefördert. Juniorprofessorin Dr. Dana Bergmann stellte im Berufsbildungsausschuss erste Ergebnisse einer regionalen Studie vor. Diese Studie, die von der IHK unterstützt wurde, zeigt:
„Die Mitarbeitenden der regionalen Unternehmen zeigen Technikbereitschaft, bilden sich aber kaum dazu weiter. Zugleich wird deutlich, wie wichtig die betriebliche Unterstützung der Mitarbeitenden bei der Nutzung neuer Technologien ist.“
Neue gesetzliche Rahmenbedingungen
Ebenfalls im Rahmen der Sitzung wurde auf das neu verabschiedete Berufsbildungsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetz (BVaDiG) hingewiesen, das zum 1. Januar 2025 in Kraft tritt. Dieses Gesetz soll einen medienbruchfreien digitalen Prozess beim Abschluss eines Berufsausbildungsvertrages ermöglichen, was die Situation auf dem Ausbildungsmarkt weiter verbessern könnte.
Rolle des IHK-Berufsbildungsausschusses
Der IHK-Berufsbildungsausschuss, der aus Vertreter:innen von Arbeitgeber:innen, Arbeitnehmer:innen und Lehrkräften besteht, trifft sich dreimal jährlich, um über wichtige Angelegenheiten der beruflichen Bildung zu diskutieren. Die ehrenamtlichen Mitglieder, die vom Niedersächsischen Kultusministerium berufen werden, haben die Aufgabe, die Qualität der beruflichen Bildung stetig zu entwickeln und zu verbessern.