Bis zum 14. April läuft im Meppener Stadtmuseum noch die Sonderausstellung „Vom Dorf zur Stadt. Die Gebietsreform von 1974 im Raum Meppen“. Zum Ende der Präsentation wird von am 14. April von 11 bis 18 Uhr zu einer Finissage eingeladen. An diesem letzten Ausstellungstag veranstaltet das Stadtmuseum Meppen bei freiem Eintritt kostenlose Führungen, Erlebnisangebote, Kulinarisches und Aktionen.
Es werden von 11 bis 14 Uhr Bastel- und Spielaktionen sowie eine betreute Museumsrallye durch die Sonderausstellung für Kinder angeboten. Für Erwachsene finden um 14 Uhr und 16 Uhr die letzten beiden Führungen durch die Sonderausstellung statt. Um 12 Uhr öffnet die „Dorfschule“ für eine historische Schulstunde. Unser „Dorfladen“ mit regionalen Produkten aus den „Meppener Dörfern“ hat durchgehend geöffnet. Als besonderes Highlight bietet die „Tolle Tunke“ Gegrilltes aus der Produktion von der Farm Vieler in Teglingen an.
Die Ausstellung rief die seinerzeit nicht unumstrittene Gemeindereform in Erinnerung. Zum Hintergrund: Mit dem „Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden im Raum Meppen“ wurden im März 1974 insgesamt 13 einst eigenständige Dörfer Teile des Meppener Stadtgebiets. Die Eingemeindung der Dörfer Apeldorn, Bokeloh, Borken, Groß Fullen, Klein Fullen, Helte, Hemsen, Holthausen, Hüntel, Rühle, Schwefingen, Teglingen und Versen sollte den wachsenden Ansprüchen an die Kommunen gerecht werden. Auch die politischen Entscheidungen über Leben und Entwicklung in den Dörfern wurden werden seitdem im Meppener Rathaus getroffen.
Die seinerzeit bereits vier Jahre bestehende Gemeinde Emslage, die sich aus großen Teilen von Rühle, aus Klein- und Groß-Fullen und aus Versen gebildet hatte, ist in der Rückschau nicht eigens erwähnt, obwohl sie und nicht die ehemaligen Dörfer eingemeindet wurde. Die Tatsache, dass vielerorts bis heute, insbesondere getragen von lokalen Vereinen, ein ausgeprägtes Bewusstsein der eigenen Dorfgeschichte besteht, lässt erahnen, dass mit der Eingemeindung auch ein Stück lokaler Identität verloren ging.
In der über mehrere Monate gezeigten Ausstellung wurde die damals getroffene Entscheidung nochmals vergegenwärtigt. Jedem der ehemaligen Dörfer ist ein Präsentationsstand gewidmet. Darin sind dorftypische Fotos zu sehen, auch werden bestimmte Besonderheiten in den Dörfern dokumentiert. Zudem finden sich in Szene gesetzte Erinnerungen wie eine kleine Dorfschulklasse, ein typischer Kneipenstammtisch sowie eine Sammlung von Waren, die typisch für damals vorhandene „Tante Emma Läden“ waren. Die Verwaltungsdokumente sowie Zeitungsbeiträge aus der Zeit der Reformumsetzung sind in Schauvitrinen ausgestellt.
Daraus ist zu entnehmen, dass die Eingemeindung nicht überall auf Gegenliebe stieß. „Trauergemeinde aus Teglingen hielt mit einem Sarg Einzug in die Stadt“ lautet eine der damaligen Überschriften. Die Entwicklung, die die ehemals selbstständigen Dörfer seitdem genommen haben, wird dabei nicht thematisiert. Diese ist im Fazit sicher durchwachsen. Schon früh wurde angemerkt, dass das ehrenamtliche Engagement zur eigenen Dorfentwicklung leiden würde. In den meisten Dörfern wird beklagt, dass sich wohl Baugebiete entwickelt haben, beispielsweise die Grundversorgung in den Dörfern aber nicht mitgewachsen sei. So gibt es heute, von wenigen Ausnahmen abgesehen, in den meisten Dörfern rundum Meppen kaum eine Gelegenheit, Dinge des täglichen Lebens vor Ort einzukaufen. Angebote für Wohnen im Alter sucht man ebenfalls vergebens. Die örtliche Identität dokumentiert sich oft in den verbliebenen Vereinen.
Dabei zeigen Beispiele aus dem nördlichen Emsland, wie sich mit dem Konstrukt von Samtgemeinden die dörfliche Eigenständigkeit hat erhalten lassen, wobei zentrale Verwaltungsarbeiten in der Zentralgemeinde erledigt werden. Aber auch in anderen so genannten Einheitsgemeinden sind durchaus dezentral vorhandene Strukturen anzutreffen, wie beispielsweise in Haren. Dort gibt es neben dem Stadtkern von Haren auch in Wesuwe, Emmeln, Rütenbrock und Erika/Altenberge durchaus vielfältige Angebote zur Daseinsvorsorge. Ach: Schön wäre es vielleicht auch gewesen, wenn die Ausstellung auch den Weg „über die Dörfer“ gefunden hätte. Aber über diese und ähnliche Fragen wird ja seit schon 50 Jahren zentral entschieden.