Maria-Montessori-Pädagogik in Meppen: Ein Gespräch mit Regina Sandhaus

Geschrieben am 04.06.2024
von solbach-meppen

Frei und selbstbestimmt. Die italienische Pädagogin Maria Montessori (1870-1952) glaubte, dass Kinder so am besten lernen. Als Grundgedanke gilt dabei die Aufforderung des Kindes „Hilf mir, es selbst zu tun“. Auch Regina Sandhaus aus Meppen ist überzeugt, dass Schule anders sein kann. Die 74-jährige Pädagogin und Mutter von drei Söhnen hat die Maria-Montessori-Schule in Meppen maßgeblich mit aufgebaut. Wir haben mit ihr gesprochen.



Geboren wurde Regina Sandhaus im emsländischen Hüven. Neugier und die Lust, Neues zu lernen, zeichnen sie aus. In Meppen besuchte sie die Liebfrauenschule und lernte in einer großen Klasse mit 35 Mädchen. Nach dem Abitur studierte sie von 1968 bis 1971 Pädagogik in Vechta. Die erste Lehrerstelle trat sie in Steinhude an, ihr Mann studierte damals noch in Hannover. Nach fünf Jahren zog dann die junge Familie ins Emsland zurück. Sie ging an die Bonifatiusschule in Dalum und fünf Jahre später an die Marienschule in Meppen.

 


„Ich merkte zunehmend, dass ich mit dem, was ich im Studium gelernt habe, den Kindern nicht gerecht wurde“, erzählt Regina Sandhaus.

 Der Frontalunterricht entsprach nicht ihren Vorstellungen. Deshalb wollte sie eigentlich nach zehn Jahren als Lehrerin aufhören. „Ein Buchladen mit einem Cafè wäre eine Idee von mir“, sagt sie. Doch dann besuchte sie eine Fortbildung in den Niederlanden, die das Ludwig-Windthorst-Haus (LWH Lingen) organisiert hatte. „Maria Montessori - Impulse für die Grundschule“ lautete das Thema.


Impulse für die Grundschule

Im Rahmen der Fortbildung hospitierte Regina Sandhaus mit einer Gruppe von Pädagogen aus Niedersachsen in verschiedenen Schulen in den Niederlanden, auch in einer Maria-Montessori-Schule. „Mit der Fortbildung habe ich so viele Ideen gekriegt und sagte mir, dass ich doch Lehrerin bleiben soll“, erzählt sie. Das war in den 80er Jahren. Bis sie 1997 zur Rektorin der neuen Maria-Montessori-Grundschule in Meppen ernannt wurde, vergingen noch viele Jahre.


„Als Lehrerin hat man einen großen Freiraum“, erläutert sie. Sie konnte zwar keine Altersmischung ausprobieren, doch viele Elemente der Maria-Montessori-Pädagogik in den Schulalltag integrieren. Sie erstellte Spiel- und Lernmaterialien, mit denen sie „schnell arbeitende, Kinder“ beschäftigen konnte, damit sie sich im Unterrcht nicht langweilen, wenn sie mit anderen Kindern übt. „Ein Vater hat mir Regale gebaut“, erinnert sie sich. Der Schulleiter habe sie bestärkt und unterstützt.

Das Individuelle fördern

Die Schule muss nach Regina Sandhaus` Worten das Individuelle fördern. „Dann können die Kinder ihr Potential entfalten“, macht sie klar. Maria Montessori beobachtete, dass Kinder in altersgemischten Gruppen besonders umfassend und effektiv lernen. Sie erleben sich in verschiedenen Rollen und erwerben dadurch ein breites Spektrum an sozialen Erfahrungen. Die Jüngeren lernen von den Älteren. Und die Älteren lernen, wie man Dinge so erklärt, dass alle sie verstehen.


1997 war es dann soweit. Regina Sandhaus wurde zur Rektorin der neuen Maria-Montessori-Grundschule in Meppen offiziell ernannt und konnte das pädagogische Bildungskonzept mit offenem Unterricht in altersgemischten Lerngruppen und der Freiarbeit in einer vorbereiteten Lernumgebung verwirklichen. „Ästhetisch muss die Schule auch sein“, so die Montessori-Pädagogin. Sogar Blumen stellte sie auf die Tische. Die Grundschule in städtischer Trägerschaft entstand am Kollwitzring 22 im neuen Wohngebiet Helter Damm in Meppen.

Nach 14 Jahren intensiver Aufbauarbeit hat sich Regina Sandhaus in den vorzeitigen Ruhestand verabschiedet. Doch so richtig im Ruhestand ist sie trotz ihres Alters nicht. Seit Oktober 2019 engagiert sie sich in der Kommunalpolitik und ist seit 2021 Mitglied des Meppener Stadtrates.