Musikalische Europareise: Die Klassiknacht in Haren

Geschrieben am 16.06.2024
von hg


Passender konnte das Thema der diesjährigen Harener Klassiknacht nicht sein. Mit der 14. Auflage des beliebten Musikevents unter den Flügeln der Harener Mersmühle hatte Dirigent Lubertus Leutscher eine musikalische „Reise durch Europa“ angekündigt. Hunderte Zuhörer in der „Open-Air-Musik-Arena“ zwischen Müllerhaus und Mersmühle gingen diese Reise mit.

Auch wenn immer wieder der Blick gen Himmel ging, um Ausschau nach den kommenden Regenwolken zu nehmen, schmälerte es nicht den akustischen Genuss. Dafür steht seit fast eineinhalb Jahrzehnten vor allem das „Veenkoloniaal Symphonic Orkest“ mit seinem Dirigenten Lubertus Leutscher. Unterstützt wurde das Orchester in diesem Jahr vom VKSO Konzertchor, von Pur Sang Sleen, vom Städtischen Musikverein Meppen, dem Gymnasiumchor Haren und dem MGV Concordia aus Haren. Für starke Aufmerksamkeit als Solistin sorgte auch die Sopranistin Elizabeth Kooy.

Bevor es mit Moderator Rüdiger Ebert aber in die klassischen Sphären ging, zeigten die jungen Akteure von „Arc of the Irish Dance“, was sie in den letzten Jahren an Professionalität gewonnen haben. Unter ehrgeiziger Anleitung von Dennis Konusch bringen sie immer wieder bemerkenswerte Darbietungen des Irish Dance auf die Bühne.



Besondere Aufmerksamkeit aber bekam in diesem Jahr die aus Klaipeda in Litauen stammende Folkloregruppe ALKA. Sie brachte mit traditionellen Gesängen und Tänzen einen nachhaltigen Eindruck von Lebensfreude im früheren Memelland zum Harener Publikum. Die Aufgabe von ALKA, als kultureller Botschafter aufzutreten, haben die Frauen und Männer aus dem Baltikum bestens erfüllt.



Startpunkt für die Europareise war Finnland. Mit einer Mischung aus leicht schwermütig anmutenden Phasen bis hin zu beschwingteren Tönen kam die Reisegruppe mit Stücken von Jan Sibelius langsam in Schwung. Schon im ersten Durchgang ließ Elizabeth Kooy ihre Sopranstimme erklingen, die sie zu Haydns Arie „Auf starkem Fittiche“ erhob. Mit Symphonien von Haydn und Bruckner war die erste Reisehälfte markiert.

Nach stärkender Pause, wegen des drohenden Regens auf das Minimum verkürzt, kam Freude auf: Beethovens „Freude Schöner Götterfunken“, vom Orchester und den Chören vorgetragen, zeigte die ganze Klangfülle, die Lubertus Leutscher unter den Mühlenflügeln unter freiem Himmel erzeugen kann. Dass dieser Teil aus Beethovens 9. Symphonie so etwas wie die Hymne der Europäischen Union ist, führt zu nochmals erhöhter Bekanntheit.

Auf den weiteren Haltestellen auf der Europareise warteten Puccini, erneut mit Elizabeth Kooy in Aktion, auch bei Händels „Halleluja“ gab es Gänsehautmomente beim Publikum. Ohnehin gab es im zweiten Durchlauf eher bekannte Stücke, Händels „Rejoice“ folgte das traditionelle „Frieden“, Klar, dass da fast jeder sich ein Ende der kriegerischen Dispute wünscht. Mit „Africa“ war der entfernteste Reisepunkt erreicht. Beim „Lord of the Dance“ konnten die jungen Tänzer von „Arc of the Irisch Dance“ ihr Können auf die Bühne bringen. Die Exaktheit, mit der die jungen Künstler die Takte des Stückes von Hardyman unterstützten, rief offene Begeisterung hervor.

 



Auf dem Schlusspunkt der Reise stand das britische Königreich. Mit dem bekannten „Pomp and Circumstances“, auch bekannt als „Land of Hope and Glory“, kamen Erinnerungen an das traditionelle Event „Trooping The Colour“, dass grade am selben Tag auf der Insel gefeiert wurde. Und als es zum Abschluss, als Zugabe, noch einmal die Ode an die Freude gab, waren die Sorgen über aufgezogene Regenwolken fast vergessen. Die 14. Klassiknacht zeigte erneut, welch anspruchsvolles Musikevent auch „auf dem Lande“ eine feste Größe erreichen kann. Ein kräftiger Dank an alle, die dazu beigetragen oder dieses ermöglicht haben.