Große Klappe und viel dahinter: Brücken über den Haren-Rütenbrock-Kanal

Geschrieben am 11.07.2024
von Redaktion

Der 13,5 Kilometer lange Haren-Rütenbrock-Kanal ist nördlich des Rheins die einzige Verbindung zwischen dem deutschen und niederländischen Kanalnetz. Der Haren-Rütenbrock-Kanal verbindet die Ems (Dortmund-Ems-Kanal) mit den niederländischen Kanälen Stadtskanaal-Winschoterdiep-Emskanaal und seit 2013 auch mit der neuen Bootsverbindung „de Veenvaart“ zwischen Erica und ter Apel in den Niederlanden. Auf der Strecke sind von den Freizeitkapitänen zwölf Brücken (sowohl Klapp- als auch Drehbrücken) sowie vier Schleusen zu passieren. Diese werden von der Leitstelle auf der Schleuse 1 in Haren ferngesteuert.



Die Geometrie des Kanals erlaubt die Durchfahrt von Wasserfahrzeugen mit max. 33,0 m Länge, einer Breite von 6,0 m und einem Tiefgang von 1,5 m. Die Brückendurchfahrtensind auf 4,5 m Höhe begrenzt. Unter Einhaltung der Binnenschifffahrtsstraßenordnung und der Sportbootführerscheinverordnung ist die Nutzung des Kanals erlaubt. Segeln ist jedoch nicht gestattet.

Der Haren-Rütenbrock-Kanal ist der letzte schiffbare Teil des ehemals 111 Kilometer langen linksemsischen Kanalnetzes, dass zwischen 1871 und 1904 entstand. Die Wasserstraßen waren ursprünglich zur Erschließung des Emslandes errichtet worden und standen unter der Regie der am 31. Dezember 2002 aufgelösten "Linksemsischen Kanalgenossenschaft". Seither wird dieses Gewässernetz von der Betriebsstelle Meppen des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz betrieben und unterhalten.



Jede Brücke hat einen Namen

Vor einiger Zeit wurden die Brücken mit jeweils spezifischen Namen versehen, um eine möglichst hohe Identität und Wiedererkennung zu vermitteln. Kennen Sie alle Brückennamen oder Geschichten dazu? Einen Ansatz zur Beschreibung liefern wir hier für elf der vorhandenen Brücken.



Zwischen der Schleuse an der Einfahrt zum Kanal und dem DEK verläuft die Schleusenbrücke. Die ist inzwischen Fußgängern und Radfahrern vorbehalten. Den Namen hat sie von ihrer Lage direkt an der Schleuse.



Dann folgt Richtung Niederlande die Börsenbrücke/Kirchstraßenbrücke. Diese erste Brücke des HRK nach der Einfahrtschleuse dient dem Verkehr auf der Kirchstrasse und wirkt als „Tor in die Stadt“. Hier, direkt an der Ecke Kirchstraße/Kanal, gab es früher die Gaststätte „Zur Börse“, betrieben von den Wirtsleuten Wichers. Nicht weit entfernt von der Elfring-Werft trafen sich hier die Schiffer und handelten ihre Aufträge und ihre Frachten aus. Das ging natürlich bei einem Glas Bier oder einem Schnäpschen deutlich flüssiger. Über die „Börse“ gibt es sicher zahlreiche Erzählungen und Dönkes, die wir hier aber nicht wiedergeben können. Kennen Sie auch Geschichten aus der Börse? Schicken Sie uns diese gern.



Danach folgt die Radbrücke Deichstraße. Die Radfahrer- und Fußgängerbücke an der Deichstraße wird in Kürze komplett neu gebaut.



Im Verlauf der Wesuweer Straße finden wir die Holterhuisbrücke. Sie ist markant vom Namen her und mit langer Geschichte. Sie verband und verbindet über den Haren-Rütenbrock-Kanal die Ortsteile Haren und Altharen. Vor dem Bau der Umgehungsstrasse B408 in 1982 verlief die damalige Bundesstrasse B402 über diese ehemalige Drehbrücke und dann über die Rütenbrockerstrasse in Richtung Rütenbrock und Niederlande. In ihren letzten Jahren war die Tragfähigkeit auf 3,5 t begrenzt, was für viele LKW einen mächtigen Umweg bedeutete. Die neue Holterhuisbrücke, in 1969 eingeweiht, ist eine typische holländische Klappbrücke. Den Namen hat sie wohl von der Gaststätte, die sich an der Stelle des heutigen Floristikladens befand. Für Staus auf der Straße sorgt sie noch immer, wenn Sportboote hier den HRK befahren und dazu die Brücke aufgeklappt werden muss.



Weiter westlich verbindet die Reinersbrücke die beiden Kanalseiten. Der Name deutet vermutlich auf einen Hof namens Reiners hin, denn die Straße, die nach der Brücke folgt, ist der Reinersweg, der als Abzweig in einer Sackgasse endet. Direkt an der Brücke steht das Brückenwärterhaus. Es ist zwar mehrfach umgebaut, markiert aber noch immer den Standort für die frührere Funktion.



Bekannt und markant ist auch die Knepperbrücke, die in das Gewerbegebiet führt. Auch die Knepperbrücke hat ihren Namen von einer ehemals hier ansässigen Gastwirtschaft. Bekannt war diese durch die Tennisanlage sowie den Reitplatz, der hier betrieben wurde.



Schleusenbrücke Schleuse 68: Die Schleuse 68 mit der zughörigen gleichnamigen Brücke dürfte der bekannteste und markanteste Punkt am HRK sein. Über diese Schleuse und deren Geschichte hat der Emsblick bereits in der Ausgabe März/April 2020 berichtet.



Die Schulbrücke in Erika verbindet die Oberlangener Straße mit der Marienstraße, die dort die B 408 kreuzen.Die Namensgebung ist eine Erinnerung an die in 1913 in diesem Bereich am Kanal gebaute Schule, die am Platz des heutigen Edeka-Marktes errichtet worden war. Sie wurde 1957 durch den Neubau der Volksschule Marienschule am Wiesenweg abgelöst.



Hinterm Busch Brücke: Der Name dieser Brücke ist selbsterklärend. Sie schließt die Straße „Hinterm Busch“ mit den dortigen Ansiedlungen an die B 408 an.



Die Billereibrücke im Zuge der Ziegeleistraße hat ihren Namen nach dem landläufigen Begriff für diese Gegend. Die gleichlautende Straße „Billerei“ erschließt einige dort liegende Höfe. Beim Namen „Billerei“ wird es schwierig. Wenn, wie Rütenbrocks Ortsvorsteher Arnold Terborg vermutet, dieser Begriff einen Treffpunkt, einen Ort für Spaß und Unterhaltung oder auch Bewirtung beschreibt, könnte das eine Erklärung sein. „Tatsächlich liegt die Billereibrücke in der Nähe zum ehemaligen Hafen, der sich direkt vor der Rütenbrocker Hauptstraße befand und noch deutlich an den halbrunden Konturen der Bebauung (u. a. altes Zollhaus, ev. luth. Kirche), zu erkennen ist“, meint Terborg. Etwa zwischen Hafen und Brücke befand sich die alte Gaststätte Boll und am Ortseingang bis heute die Gaststätte Kocks-Geers.

Ein anderer Erklärungsansatz für den Namen finden wir auf Namensforschung.net. Demnach wurden im Mittelalter Wohnstätten auf kleinen Erhebungen oder Hügeln niederdeutsch als bühel, buohel, mittelniederdeutsch būl ‘Hügel’ bezeichnet. Ebenso naheliegend ist die Benennung nach einem Beruf. Im mittelhochdeutschen waren billen die Tätigkeit und das Werkzeug zum Behauen von Mühlsteinen. Im Plattdeutschen heißt noch heute eine kurze Axt auch „Biele“. Ob diese Bezeichnung in Verbindung mit der Ziegelei stand, lässt sich hier nicht klären.



Die letzte Brücke auf dem deutschen Teil des HRK ist die Grenzbrücke. Die ist, in Verbindung mit der Grenzschleuse, selbsterklärend.