Bund und das Land Niedersachsen wollen die Meyer-Werft retten. Bundeskanzler Olaf Scholz und der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil haben bei einem Besuch der MEYER WERFT in Papenburg ihren festen Willen unterstrichen, das Unternehmen im Rahmen eines Sanierungs- und Zukunftskonzepts zu unterstützen. Diese Unterstützungsbereitschaft würdigten Geschäftsleitung und die Eigentümerfamilie. Der CEO des Unternehmens, Bernd Eikens und der vom Unternehmen eingesetzte Sanierungsexperte Ralf Schmitz stellten in einer gemeinsamen Erklärung fest, „der Weg für den Beginn der Restrukturierung und Zukunftssicherung der Werft ist jetzt bereitet.”
Die Ankündigung von Bundeskanzler Scholz und Ministerpräsident Weil werteten die beiden Manager als „zentralen Beitrag der Politik, um der Werft und ihren vielen tausenden Mitarbeitenden und deren Familien sowie den Geschäftspartnern eine sichere Zukunftsperspektive zu geben“. Zugleich richteten Geschäftsleitung und Betriebsrat ihren Dank an Bundeskanzler Scholz sowie den niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil, die am Donnerstag extra nach Papenburg gereist sind, um bei einer Betriebsversammlung alle Mitarbeitenden über die sich abzeichnende Lösung zwischen Unternehmen und Politik zu informieren. Damit, so sagten beide, „können wir jetzt auf Basis des Sanierungsgutachtens von Deloitte mit Hochdruck an der Neuausrichtung des Unternehmens weiter arbeiten.“ Zwar seien im Gespräch mit den Geschäftsbanken noch letzte Details zu klären. Die Weichenstellung, die jetzt von Bundeskanzler Olaf Scholz und Ministerpräsident Stephan Weil vorgenommen wurde, werde dankenswerterweise - wie schon in den vergangenen Monaten von den jeweiligen Wirtschafts- und Finanzministerien auf Bundes- und Landesebene - konstruktiv und professionell umgesetzt.
„Wir sind zudem dankbar, dass es mit einer so großen Verantwortungspartnerschaft zwischen der Werft, der Familie, der Politik, den Banken und den Mitarbeitenden gelungen ist, die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens sicherzustellen. Wir haben jetzt die Möglichkeit, die Krise hinter uns zu lassen, die Werft wieder wettbewerbsfähig zu machen und auf ein profitables Wachstum auszurichten“, stellten Bernd Eikens und Ralf Schmitz in ihrer Erklärung fest. Zudem entspreche die jetzt gefundene Lösung auch dem Wunsch der Familie, nicht nur dem Unternehmen emotional und aus Tradition verbunden zu sein, sondern auch „weiterhin als Mitgesellschafter und mit Sitz und Stimme im neu zu bildenden Aufsichtsrat auf die Entwicklung des Unternehmens Einfluss zu nehmen“.
Für die Familie dankte Bernard Meyer sowohl Bundeskanzler Scholz als auch Ministerpräsident Weil – beide Politiker hatten sich auf der Werft zu einem vertraulichen Gespräch mit Bernard Meyer getroffen und dessen unternehmerische Leistung gewürdigt. Bernard Meyer sagte in seiner Stellungnahme „Die jetzt gefundene Lösung ist zwar für die Familie nicht einfach, aber wir haben immer gesagt, dass die Belange des Unternehmens über denen der Familie stehen. Wir sehen die große Chance mit dem Unternehmen wieder auf Kurs Zukunft zu gehen – das zeigt auch die erfreuliche Entwicklung des Auftragsbuches auf 11 Milliarden Euro in den vergangenen Monaten. Die Bereitschaft von Bund, Land sowie den uns verbundenen Geschäftsbanken uns in dieser jetzt vereinbarten Form zu unterstützen, zeigt auch, dass wir uns mit unserem Unternehmen über Jahrzehnte eine Sonderstellung im Schiffbau erarbeitet haben. Wir kennen unser Geschäft und sehen die Chance einer langfristigen und erfolgreichen Weiterentwicklung an unseren Standorten. Mit der Vereinbarung über ein Rückkaufsrecht für die Familie bleibt uns die Möglichkeit erhalten, wieder ein Familienunternehmen zu werden. Als dann zweitgrößter Gesellschaft nach der öffentlichen Hand und über die Mitwirkung im Aufsichtsrat – werden wir die Weiterentwicklung der Werft konstruktiv unterstützen.
Sowohl die Geschäftsleitung als auch die Familie teilten mit, dass man jetzt zügig an die Umsetzung der vom Bundeskanzler in Aussicht gestellten Lösung herangehen werde. Damit sollen so schnell wie möglich die Rahmenbedingungen für die Einnahme der neuen Strukturen sowie den Beginn der Sanierungs- und Restrukturierungsmaßnahmen geschaffen werden.
Hintergrund:
Die Meyer Werft, einer der größten Kreuzfahrtschiffbauer der Welt, baut jährlich rund zwei Schiffe zu einem Preis von jeweils mindestens 1,5 Milliarden Euro. Das Unternehmen hat Aufträge in der Pipeline, auch von Disney, muss aber fast 3,12 Milliarden Dollar aufbringen, um den Bau seiner Luxusliner zu finanzieren. Das Unternehmen finanziert den Bau seiner Luxusliner vor, weil Kunden in der Regel den Großteil der Bestellung bei der Lieferung bezahlen.
Meyer Werft benötigt 2,3 Milliarden Euro Betriebskapital und 400 Millionen Euro Eigenkapital, um vergangene Verluste und Restrukturierungskosten zu decken, so der Restrukturierungschef.
Inzwischen meldet das Redaktionsnetzwerk Deutschland zum Kanzler-Besuch in Papenburg:
"... er kam mit einem Hubschrauber und den richtigen Worten im Gepäck: „Die Meyer Werft ist ein Trumpf, den wir nicht aufgeben dürfen und den wir nicht aufgeben werden“, sagte Kanzler Olaf Scholz heute bei einer Betriebsversammlung des angeschlagenen Schiffsbauers in Niedersachsen. „Der Schiffbau hier in Papenburg und in der ganzen Region hat eine Zukunft.“ Wie konkret die Rettung aussehen soll, sagte Scholz nicht, Details seien noch zu klären.
Existenzangst trotz voller Auftragsbücher |